Test der 5G-SA-Technologie von Sunrise: Ein vielversprechender Fortschritt mit zu überwindenden Einschränkungen
Einleitung
Im März 2025 hat Sunrise die 5G-SA-Technologie (Standalone) aktiviert, ein bedeutender Schritt in der Entwicklung der Telekommunikation. Diese Technologie, die vollständig auf einer 5G-Infrastruktur basiert, verspricht eine zukünftige Verbesserung der Netzwerkqualität mit optimierter Latenz und höheren Datenraten. Meine jüngsten Tests zeigen jedoch unerwartete Ergebnisse: In den meisten Fällen übertrifft die 5G-NSA-Technologie (Non-Standalone) die 5G-SA. Dieser Artikel analysiert diese Beobachtungen und deren Implikationen.
5G NSA vs. 5G SA: Die grundlegenden Unterschiede
Die 5G-NSA-Technologie kombiniert eine 5G-Frequenz mit mehreren 4G-Frequenzen durch Carrier Aggregation(CA). Dies erhöht die Datenrate erheblich, indem die Kapazitäten beider Netze addiert werden. Sie ist jedoch auf eine 4G-Ankerfrequenz und ein 4G-Kernnetz angewiesen, was ihr Potenzial im Vergleich zur reinen 5G-Technologie einschränkt.
Im Gegensatz dazu nutzt die 5G-SA-Technologie eine 100 % 5G-Infrastruktur und eliminiert die Abhängigkeit von 4G. Sie bietet eine reduzierte Latenz, also die Verzögerung zwischen dem Senden und Empfangen von Daten, was für Anwendungen wie Online-Spiele oder autonome Fahrzeuge entscheidend ist, sowie theoretisch höhere Datenraten. Ihre Leistung hängt jedoch stark von der Netzabdeckung und -konfiguration ab.
Die 5G-Frequenzen bei Sunrise
Sunrise setzt 5G auf zwei Hauptfrequenzbänder ein:
- Frequenzband 8 (900 MHz): Mit einer Reichweite von 5 km in ländlichen Gebieten und bis zu 15 km in offenen Zonen bietet es eine weitreichende Abdeckung, aber begrenzte Datenraten. In 2×2 MIMO (2 Sende- und 2 Empfangsantennen) mit 15 MHz Bandbreite beträgt die theoretische Maximaldatenrate 150 Mbit/s, die zwischen den Nutzern geteilt wird. Bei 10 verbundenen Nutzern reduziert sich die Datenrate auf 15 Mbit/s pro Nutzer.
- Frequenzband 78 (3500 MHz): Es erzielt hohe Datenraten, hat jedoch eine geringere Reichweite (1 km in ländlichen Gebieten, 2 km in offenen Zonen) und durchdringt Hindernisse schlecht. In 32×32 oder 64×64 MIMO mit 100 MHz Bandbreite erreicht es theoretische Datenraten von 1 bis 1,7 Gbit/s (mit einem 4×4-MIMO-Smartphone). Es ist widerstandsfähig gegen Überlastung, auch bei vielen Nutzern.
Je höher die Frequenz, desto geringer ist die Reichweite und die Fähigkeit, Hindernisse zu durchdringen, was das Band 78 ideal für dichte Gebiete macht, aber eine hohe Antennendichte erfordert.
Ergebnisse der Geschwindigkeitstests von 5G SA vs. 5G NSA im Feld
Erster Test: 5G SA vs. NSA bei gering ausgelasteter Antenne
| Abwärts | Aufwärts | Ping | Entfernung | Technologie |
|---|---|---|---|---|
| 603 | 92 | 10 | 428 m | SA |
| 865 | 165 | 10 | 428 m | NSA |
| 341 | 46 | 20 | 850 m | SA |
| 567 | 95 | 20 | 850 m | NSA |
| 176 | 10.3 | 21 | 1200 m | SA |
| 234 | 23 | 20 | 1200 m | NSA |
Zweiter Test: 5G SA vs. NSA bei städtischer Antenne
| Abwärts | Aufwärts | Ping | Entfernung | Technologie |
|---|---|---|---|---|
| 580 | 71 | 20 | 425 m | SA |
| 753 | 115 | 24 | 425 m | NSA |
| 514 | 35 | 25 | 819 m | SA |
| 648 | 90 | 22 | 819 m | NSA |
| 398 | 31 | 24 | 1500 m | SA |
| 574 | 82 | 26 | 1500 m | NSA |
Was zeigen meine Geschwindigkeitstests im Feld?
Der erste Test wurde an einer 15 Meter hohen 5G-Antenne durchgeführt, die das Frequenzband 78 nutzt und wenig ausgelastet war.
Der zweite Test betraf eine 5G-Antenne, die ebenfalls das Band 78 nutzt, aber auf einem 50 Meter hohen Turm installiert war, was die guten Datenraten auch bei grösserer Entfernung erklärt.
Beide Tests wurden in offenen Gebieten durchgeführt: ein ideales Szenario.
Generell zeigt sich derzeit, dass die Datenrate bei 5G NSA höher ist als bei 5G SA, und zwar bei allen Entfernungen, während die Latenz (Ping) nahezu identisch bleibt.
Warum übertrifft 5G NSA die 5G SA?
1.Fehlende Carrier Aggregation bei 5G SA
Sunrise hat die Carrier Aggregation bei 5G SA nicht aktiviert, eine Technologie, die mehrere Frequenzen kombiniert, um die Datenrate zu erhöhen. Bei 5G NSA aggregiert CA eine 5G-Frequenz mit mehreren 4G-Frequenzen, was höhere kombinierte Datenraten ermöglicht. Bei 5G SA sind die Nutzer auf ein einziges Band (78 oder 8) beschränkt, ohne von der Datenrate des Bands 78 und der Stabilität des Bands 8 über grosse Entfernungen zu profitieren.
2.Geringe Dichte des Bands 78
Das Band 78 erfordert eine hohe Antennendichte, um eine optimale Abdeckung zu gewährleisten. Seit 2022 hat Sunrise jedoch die Investitionen in dieses Band reduziert, wie meine Analyse vom Juni 2025 über die Erweiterung der Antennen zeigt: Analyse & Prognosen der 5G-Antennen von Swisscom, Sunrise und Salt. Währenddessen verdichten Salt und Swisscom ihre Netze massiv auf dieser Frequenz.
In der Praxis bleibt die Datenrate bei einer Verbindung zu einer Antenne mit Band 78 in 5G NSA auch bei grösserer Entfernung stabil und hoch. Das Smartphone kann dieses Band voll ausnutzen, da es gleichzeitig mit einer oft sehr nahe gelegenen 4G-Antenne verbunden ist (4G-Antennen sind flächendeckend vorhanden).
Auswirkungen der Abschaltung von 3G
Seit Juni 2025 hat Sunrise begonnen, 3G schrittweise abzuschalten, wodurch 5 MHz Spektrum freigegeben wurden, die dem Band 8 in 5G zugeteilt wurden. Diese Umwidmung ist seit vorgestern in den Gebieten wirksam, in denen 3G bereits abgeschaltet wurde. Die Entwicklung der 3G-Abschaltung kann auf meiner Karte live verfolgt werden. Die Bandbreite des Bands 8 wurde in den betroffenen Gebieten von 10 MHz auf 15 MHz erhöht, was die Überlastung leicht reduziert und die verfügbare Datenrate erhöht hat.
In der Praxis bleiben jedoch die meisten Nutzer mit diesem Band verbunden (aufgrund der unzureichenden Verfügbarkeit des Bands 78), was die Datenraten auf etwa 5 Mbit/s begrenzt – ein Niveau, das mit 3G vergleichbar ist.
Ich habe das Band 8 (900 MHz) mit einer Bandbreite von 15 MHz an einer wenig ausgelasteten 4G/5G-Antenne getestet, die in einer Zone ohne Band-78-Antenne oder andere Antennen mit Band 8 lag.
Bei einer Entfernung zwischen 0 und 2 km wechselte mein Smartphone bei Geschwindigkeitstests automatisch auf 5G NSA. Wie bereits erwähnt, bietet das Band 8 aufgrund seiner geringen Bandbreite und der Begrenzung auf 2×2 MIMO nur begrenzte Kapazitäten, was hohe Datenraten verhindert.
Ab 3 km blieben die Leistungen sehr stabil:
- 5G SA: 25,5 Mbit/s Download, 8,76 Mbit/s Upload, 14 ms Ping
- 5G NSA: 3,93 Mbit/s Download, 0,52 Mbit/s Upload, 42 ms Ping
Analyse der Ergebnisse
Meine Tests zeigen, dass die 5G-SA-Technologie von Sunrise zwei wesentliche Schwächen aufweist:
- Mangelnde Flexibilität: Ohne Carrier Aggregation (CA) nutzt sie die kombinierten Vorteile der Bänder 78 und 8 nicht.
- Unzureichende Abdeckung: Die geringe Dichte des Bands 78 schränkt die Leistung ausserhalb stark verdichteter Gebiete ein, wo es massiv ausgebaut ist.
- Zu wenige 5G-Frequenzen: Derzeit werden nur zwei Frequenzen für 5G SA genutzt, während in 4G massiv vier Frequenzen eingesetzt werden – dies kann auf meiner interaktiven Karte verglichen werden.
Die 5G-NSA-Technologie kompensiert diese Mängel, indem sie auf das bestehende 4G-Netz sowie die 5G-Bänder zurückgreift und in den meisten Fällen stabilere und höhere Datenraten bietet. Damit 5G SA ihr Potenzial voll ausschöpfen kann, muss Sunrise das Band 78 verdichten, CA aktivieren und eine Zwischfrequenz wie 2100 MHz (von Swisscom in 5G genutzt) oder besser 1800 MHz umwidmen. Bei 2100 MHz besitzt Sunrise nur 20 MHz Bandbreite, bei 1800 MHz hingegen 40 MHz, was letzteres für die Unterstützung von 5G SA vorzuziehen macht.
Ich habe am 16. Juli 2025 den Mediendienst von Sunrise mit mehreren technischen Fragen zu den in diesem Artikel behandelten Themen kontaktiert. Bis heute habe ich trotz einer Erinnerung keine Antwort erhalten. Ich werde demnächst einen umfassenden Artikel über die Qualität des Mediendienstes und des Kundensupports der drei Hauptanbieter veröffentlichen.
Schlussfolgerung
Die Aktivierung der 5G-SA-Technologie durch Sunrise im März 2025 ist ein bedeutender Fortschritt und verdient Anerkennung. Als erster Schweizer Anbieter, der 5G Standalone kommerziell einführt, ebnet Sunrise den Weg für eine neue Generation mobiler Dienste, die vollständig von der Abhängigkeit vom 4G-Netz befreit ist. Diese Umstellung legt die Grundlage für zukünftige Verbesserungen in Bezug auf Latenz, Zuverlässigkeit und Konnektivität.
Trotz dieser lobenswerten Initiative zeigen meine Tests im Feld, dass die aktuelle Umsetzung noch nicht ausgereift ist. Derzeit bietet 5G SA oft schlechtere Leistungen als 5G NSA, die von der Frequenzaggregation (Carrier Aggregation), einer dichteren Abdeckung und einer effizienten Nutzung der 4G-Infrastruktur profitiert.
Um die Versprechen der 5G SA vollständig einzulösen, muss Sunrise:
- die Carrier Aggregation (CA) im Standalone-Modus aktivieren,
- das Netz im Band 78 deutlich verdichten,
- und eine Umwidmung von Zwischfrequenzen wie 2100 MHz (20 MHz Bandbreite) oder besser 1800 MHz (40 MHz Bandbreite) in Betracht ziehen, die ein gutes Gleichgewicht zwischen Reichweite und Datenrate bieten.
Solange diese Anpassungen nicht vorgenommen werden, werden die meisten Nutzer weiterhin bessere Leistungen über 5G NSA erzielen.
Schliesslich unterstreicht die mangelnde Reaktionsfähigkeit des Mediendienstes von Sunrise auf meine technischen Fragen einen Mangel an Transparenz.
Jetzt sind Sie dran!
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Bin seit 2002 Sunrise Kunde. Seit Mitte Juli dieses Jahr kann ich fast nicht mehr telefonieren. Es geht meinem Mann genau so. Seit ca. einem Jahr ab ca 18h ist auch Internet unstabil. Was löuft da?
Guten Tag, vielen Dank für Ihren Kommentar.
Darf ich Sie nach der Marke und Version Ihrer Telefone sowie nach der Stadt fragen, in der dieses Problem auftritt?
Sehr interessanter und aktueller Artikel Leutrim, vielen Dank.
Guten Tag, ich danke Ihnen für diese Wertschätzung.
Ich bin geschäftlich dazu verdonnert, Sunrise zu verwenden. Die haben unserer Firma ein absolutes Billig- Angebot gemacht, welches momentan kein anderer Anbieter in der Schweiz zu topen vermag.
Privat hatte ich früher Swisscom, war einige Zeit bei Sunrise habe aber vor einigen Jahren wegen der unzureichenden Netzabdeckung sowie der miserablen Internet- Performance wieder auf das Swisscom- Netz zu Wingo gewechselt.
Die Netzstabilität und auch Geschwindigkeiten sind Welten: Bei Wingo (Swisscom) habe ich wirklich praktisch überall ein stabiles Signal. Dass ein Telefongespräch abgebrochen wird kommt praktisch nie vor, auch nicht während dem Auto fahren. Ich habe bei Wingo damals ein Black Friday Abo abgeschlossen mit der 5G-Speed Option (seit Juli 2025 ist ja bei allen Wingo- Abos 5G inbegriffen, jedoch ist der Speed auf 300 MBit/s beschränkt) mein Abo lässt Geschwindigkeiten bis 2 GBit/s über 5G zu.
Ok, mehr als 1,5 GBit/s hatte ich mit meinem iPhone 15 noch nie gemessen. Aber der Speed ist in der Regel sehr akzeptabel und selten unter 200 MBit/s. Geschwindigkeiten unter 1 GBit/s treten nur bei hoher Entfernung und dementsprechend schwächerem Signal auf. Ich bin wirklich sehr zufrieden, für den Preis kann man wirklich nicht meckern und das Netz reicht meistens bis ins hinterste Bergtal aus, wo Sunrise schon am Taleingang schlapp macht.
Bei Sunrise schaut das nämlich ganz anders aus:
Das Geschäftshandy läuft scheinbar gemäss Cockpit mit einem Sunrise „Business Mobile Plus M“ Vertrag.
Gemäss Homepage von Sunrise sollte dort 5G inklusive sein und ein Speed von bis zu 500 MBit/s erreicht werden.
In der Praxis schaut die Nutzung aber wie folgt aus: Gerade wenn man sich fortbewegt, als z.B. im Auto, kommt es überdurchschnittlich oft vor, dass Telefongespräche plötzlich getrennt werden! Manchmal ist es aber einfach auch nur so, dass die Sprache abgehackt ist und mich der Gesprächspartner eine Weile nicht mehr richtig höhrt, ein paar Meter weiter geht es dann manchmal auch wieder, aber komplette Gesprächsabbrüche kommen, je nach Gebiet (zu) oft vor.
Auf den genau gleichen Strecken ist das Telefonieren über das private Wingo- Abo jederzeit unterbruchsfrei und in guter Qualität möglich.
Mobiles Internet: Selbst wenn das Mobilgerät (iPhone 14) ein 5G Signal enzeigt, ist der Speed oft unbrauchbar. Manchnmal ergibt ein Speedtest nur ein Gschwindigkeit von z.B. 5 MBit/s, also weit weg von den versprochenen 500 MBit/s.
Der tiefste gemessene Speed war irgendwie 0,5 MBit/s mit einer riesigen Latenz.
Im Schnitt komme mit so auf 10 und machmal auch 20 MBit/s war aber für 5G immer noch langsam ist.
Um den „vollen Speed“ zu haben, muss bei Sunrise alles passen: Man muss in einem städtischen Gebiet oder an einer Hauptachse mit unmittelbarer Sichtverbindung zu einer Antenne stehen und noch Glück haben, dass die Antenne auch wirklich die Kapatzität hergibt, ansonsten wird es nichts.
Mit Wingo sind die Datenverbindungen hingegen wesentlich schneller bei allgemein tieferer Latenz, auch wenn man nicht gleich neben einer Antenne steht.
Ein weiteres Thema ist die Versorgung in Innenräumen: Während man über das Swisscom- Netz in den meisten Fällen in Gebäudeinnern noch telefonieren kann und meistens auch noch eine brauchbare Internet- Verbindung hat, bricht das Sunrise- Netz oftmals einfach zusammen.
Meine persönliche Meinung: Die Freischaltung von 5G Stand Alone werte ich als reinen Marketing- Gag, ohne jegliche technische Vorteile für den Kunden. Sunrise wäre besser beraten, zuerst die restlichen „Böcke“ im Netz zu beheben, was auch immer deren Ursache ist.
Aber wenn ich mit dem Sunrise- Abo nicht mal in der Lage bin, ein E-Mail zu öffnen, muss ich mir schon Gedanken machen. Von unserer Firma bin ich weit aus nicht der Einzige, der solche Probleme zu beklagen hat. Ausser vielleicht diejenigen, welche vorwiegend im der Stadt und Agglo Zürich unterwegs sind, dort scheint das Sunrise- Netz einigermassen zu funktionieren.
In anderen Regionen der Schweiz ist dies aber nicht der Fall, vor allem in ländlichen Gebieten.
Scheinbar wurde einer der Einläufer von einem geschickten Sunrise- Verkäufer um den Finger gewickelt. Nun heisst es wohl leiden, bis die Vertragsdauer abgelaufen ist und die Abos wieder alle zu Swisscom zurück gewechselt werden. Denn dort hat alles funktioniert, auch ohne 5G SA (welches mit unseren Sunrise- Abo’s scheinbar eh nicht funktioniert, Schieber für 5G SA ist grau).
Hervorrangende Arbeit was Sie hier geleistet haben. Danke für dieses tolle Tool mit genialer Transparenz. Endlich etwas handfestes!